Vier Anläufe hat es gebraucht, dann wurde sie vor einem guten Jahr in Langenselbold eingeführt: die Spielapparatesteuer. Entsprechende Vorstöße der Sozialdemokraten in der Stadtverordnetenversammlung der Gründaustadt wurden in der Vergangenheit von der CDU- bzw. CDU/ GAL-Mehrheit abgeblockt. Erst unter dem Diktat des sogenannten Schutzschirms gab es ein Einsehen. Und: Die Spielapparatesteuer ist sicherlich kein Allheilmittel und keine Garantie die zunehmende Spielsucht zu kompensieren, hilft aber spürbar bei der Haushaltskonsolidierung, so der SPD-Vorsitzende Bernd Kaltschnee.
Immerhin sind Einnahmen von 170.000 Euro im vergangenen Jahr dokumentiert. Hätten wir diese schon vor Jahren im Parlament beschlossen, wäre der Stadtsäckel um halbe Million Euroreicher, was angesichts leerer kommunaler Kassen nur gut tun kann. Das habe die CDU und die GAL viele Jahre nicht wahrhaben wollen.
Die Steuer habe aber nicht nur finanzielle Aspekte, sondern solle auch als Regulativ hinsichtlich potentieller Spielsucht wirken. In den letzten Jahren sind die Gefahren des Glücksspiels verstärkt in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Pathologisches Glücksspielen wird heute als eigenständiges Krankheitsbild gesehen. Gleichzeitig müssen immer mehr Menschen als glücksspielsüchtig eingestuft werden. In Hessen zeigen inzwischen mehr als 40.000 Menschen massive Probleme mit Glücksspielen, pathologisches Suchtverhalten sogar mehr als 22.000 Personen. Vom krankhaften Glücksspielen sind vorwiegend zu 90 Prozent- Männer betroffen, meist im Alter von 20 bis 45 Jahren. 71% der Glücksspielsüchtigen sind zudem völlig überschuldet, verbunden mit allen negativen wie sozialen Konsequenzen. Besonders auffällig seien diejenigen, die bereits im Jugendalter mit dem Glücksspielen angefangen haben. Glücksspiele mit hoher Verfügbarkeit und schneller Spielabfolge wie beispielsweise Geldspielautomaten haben ein hohes Suchtpotential. Und die Möglichkeit sein Geld in Spielhallen los zu werden, steigt auch in Langenselbold und Umgebung stetig, findet Bernd Kaltschnee. Er erinnert an die Spielhalle des in unmittelbarer Nähe zu Selbold liegenden Autohofes an der A 45, die zudem rund um die Uhr geöffnet sei. Die Aussicht, mit der Spielsucht der Menschen finanziell lukrative Geschäfte zu machen, muss soweit als möglich eingeschränkt werden, so Bernd Kaltschnee, der beruflich als Sozialarbeiter tätig ist. Dazu gehöre auch, den Betrieb unattraktiver zu gestalten.
Die Einführung der Spielapparatesteuer für Langenselbold war und ist eine richtige Entscheidung. Wir sind froh, dann doch noch eine Mehrheit für dieses Regulativ im Stadtparlament gewonnen zu haben. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass zusätzliche Einnahmen in Höhe von 170.000 jährlich in die Stadtkasse fließen, schließt der SPD-Vorsitzende.