Gymnasium für Selbold: Magistrat spricht mit Kreis, kooperative Gesamtschule vom Tisch (von Lars-Erik Gerth)
Bereits vor Beginn der Stadtverordnetenversammlung am Montag war klar, dass die Selbolder Parlamentarier nicht alle 18 Punkte der Tagesordnung an diesem Abend würden bewältigen können. Und da es, wie Stadtverordnetenvorsteher Tobias Dillmann (CDU) mitteilte, fast 30 Änderungsanträge zum Etat 2021 gibt, deren Inhalte zum Teil noch nicht allen Fraktionen bekannt seien, einigte man sich darauf, den kompletten Haushaltskomplex erst am Dienstagabend zu verhandeln.
Langenselbold – Daraus wurde dann aber auch nichts, da aufgrund der vorgerückten Stunde die Entscheidung wiederum vertagt wurde. Nun soll der Haupt- und Finanzausschuss zu einem noch zu vereinbarenden Termin in der nächsten Woche zusammenkommen, um über die Änderungsanträge zu beraten. Vermutlich am 8. März wird dann die letzte Stadtverordnetenversammlung vor der Kommunalwahl stattfinden, um den Haushalt zu verabschieden.
Debattiert wurde bei der ersten Zusammenkunft am Montag dafür über den Antrag der CDU, das Thema „Gymnasium oder gymnasiale Oberstufe für Langenselbold“ zu forcieren. Die Christdemokraten wollten unter anderem den Selbolder Magistrat damit beauftragen, gemeinsam mit dem Nachbarn Erlensee Gespräche mit den Schulbehörden von Kreis und Land Hessen zu führen, „um die Möglichkeit zu prüfen, ob am Schulstandort Käthe-Kollwitz-Schule (KKS) ein Gymnasium oder eine gymnasiale Oberstufe geschaffen werden kann“.
Gemeinsamer Antrag von CDU/FDP findet keine Mehrheit
Wie die Christdemokraten waren auch die Liberalen dafür, prüfen zu lassen, ob die Kollwitzschule von der bisherigen Form der integrierten zu einer kooperativen (oder auch additiv genannten) Gesamtschule umgewandelt werden kann. Dies würde bedeuten, dass der Unterricht in den drei Schulzweigen mehr oder weniger getrennt voneinander stattfinden und es kaum noch – wie bei der bisherigen integrierten KKS-Gesamtschule – gemeinsame Lerneinheiten gäbe. Dieser Aspekt stieß auf vehementen Widerstand insbesondere bei den Freien Wählern (FW) und wurde auch von den Grünen abgelehnt. FW-Fraktionsvorsitzende Christiane Kapp warf der CDU einen Rückfall in den hessischen Schulkampf der 1970er und 80er Jahre vor. Damals machte die in Hessen in der Opposition befindliche CDU vehement gegen die Gesamtschulen mobil, während SPD und später auch Grüne die Abschaffung des gegliederten Schulsystems in Erwägung zogen.
Freie Wähler werfen CDU vor, Thema für Wahlkampf „zu missbrauchen“
Bereits im Vorfeld waren es vor allem die Freien Wähler, die sich dagegen aussprachen, das Thema „Gymnasium für Langenselbold“ für den Wahlkampf „zu missbrauchen“. Kapp betonte in der Debatte am Montag zudem, dass der CDU-Antrag „sowieso keine Chance“ habe, da sich bereits abzeichne, dass Hanau die Kooperationsvereinbarung mit dem Kreis, Schüler aus den umliegenden Kommunen aufzunehmen, auch nach dem Verlassen des Main-Kinzig-Kreises (geplant zum 1. Januar 2022) fortführen werde. Das hätten erste Gespräche des Kreis-Schuldezernenten Winfried Ottmann (CDU) mit den Verantwortlichen in Hanau bestätigt.
Nicht nur Freie Wähler und Grüne, sondern auch die SPD lehnten bei der Abstimmung den Antrag von CDU und FDP ab. Die Sozialdemokraten hatten selbst einen Änderungsantrag eingebracht, der auch den Intentionen von Grünen und Freien Wählern entsprach. Er fand am Ende dann sogar ein einstimmiges Votum, da nach der Ablehnung ihrer Beschlussvorlage auch die Fraktionen von Christdemokraten und Liberalen bei einer Enthaltung dafür die Hand hoben.
SPD-Änderungsantrag einstimmig angenommen
Der verabschiedete SPD-Änderungsantrag sieht vor, dass das Selbolder Stadtparlament die weiteren Gespräche zwischen Ottmann und dem Schuldezernenten der Stadt Hanau „über die Möglichkeit der Fortführung der bis zum Ende des Schuljahres 2023/24 bestehenden Kooperationsvereinbarung zwischen dem Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Hanau“ unterstützt.
Außerdem soll der Magistrat Kontakt zum Schulträger aufnehmen und um die Prüfung bitten, ob der „prognostizierte Bedarf im gymnasialen Bereich für Schüler aus dem westlichen Main-Kinzig-Kreis durch eine Stärkung/Erweiterung bestehender Schulstandorte wie zum Beispiel Langenselbold/Erlensee unter Berücksichtigung aller sich daraus ergebenden Wechselwirkungen gedeckt werden kann“. Mit ihrem dann angenommenen Änderungsantrag, so SPD-Stadtverordneter Bernd Kaltschnee, wolle seine Fraktion das Thema versachlichen und prüfen, ob eine gymnasiale Oberstufe in Selbold tatsächlich möglich ist.